Was verbindest du persönlich mit dem Begriff und dem dahinterstehenden Konzept der Nachhaltigkeit?
Dirk: Persönlich glaube ich, das Thema Nachhaltigkeit kann kaum wichtig genug eingeschätzt werden. Die ganze Gesellschaft muss sich wandeln. Und da ist jede, jeder Einzelne gefragt, ob als Konsument*in oder Unternehmer*in. Es sind viele kleine und große Einzelentscheidungen, die über unsere Zukunft und die des Planeten entscheiden – am Ende zählt die Gesamtbilanz.
Mit Nachhaltigkeit assoziieren viele auch Themen wie Plastikreduzierung, das Nutzen grünen Stroms, Recycling sowie auch weniger beziehungsweise bedachterer Konsum. Wie stehst du zu diesen Aspekten und inwiefern handelt Jahn-Lederwaren bereits nachhaltig?
Dirk: Jahn-Lederwaren sehe ich auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel. Wir versuchen, Plastik so weit wie möglich zu reduzieren. Beim Verpackungsmaterial beispielsweise setzen wir auf recyceltes Papier bzw. Pappe ohne oder mit nur wenig Farbe darauf. Das kann dann direkt neu recycelt werden. Diese Verpackungen ohne Plastik kosten kurioserweise sogar mehr – aber das ist es uns wert. Unseren Bürobedarf, und da kommt schon einiges zusammen, kaufen wir bei einem relativ nachhaltigen Anbieter ein. Unser Strom im Betrieb ist aus regenerativen Quellen. Der Firmenwagen ist ein Plug-In-Hybrider und fährt mit grünem Strom. Unseren Computer im Büro sind besonders energieeffizient – so kommt ein Punkt zum anderen.
Kunstleder wird häufig als Alternative für Leder verwendet, im Vordergrund steht hierbei vor allem Tier- sowie Umweltschutz. Welche Vorteile bietet Leder gegenüber Kunstleder-Alternativen?
Dirk: Das Thema hat viele Aspekte. Leder ist ein Naturprodukt, strapazierfähig und warm. Leder hat aber auch einen technischen Vorteil vor alternativen Materialien. Es ist überaus langlebig und strapazierfähig. Und es altert in Würde, wie man sagt. Lederprodukte sind in der Regel reparierbar. Geht mal eine Naht auf oder ein Schloss kaputt, kann das fast immer wieder in Ordnung gebracht werden. Kunstleder dagegen hat nicht dieselbe Haltbarkeit. Bei Leder kann man von einer viel längeren Nutzungsdauer ausgehen.
Aus diesem Grund setze ich bei der Gestaltung auf zeitlose Entwürfe. Die Taschen sollen über viele Jahre hinweg funktionieren, auf der praktischen, aber auch auf der ästhetischen Ebene.
Das Tierwohl ist natürlich auch ein wichtiger Aspekt. Wir verwenden zu allermeist Büffelleder. Die Tiere werden traditionell in Asien in der Landwirtschaft eingesetzt und ernähren als Arbeitstiere die Familien auf dem Land. Irgendwann werden sie dann gegessen und die Haut bleibt übrig. Insofern handelt es sich bei Leder im Grunde um ein Abfallprodukt, welches dann durch die Gerbung zu einem neuen, wunderbaren Stoff wird.
Vor welchen Herausforderungen steht die Lederbranche angesichts der zunehmenden Forderungen nach Nachhaltigkeit sowie auch der immer größer werdenden Zahl von vegan lebenden Menschen deiner Meinung nach?
Dirk: Eine gute Frage. Du sprichst den veganen Trend an. Solange Fleisch gegessen wird, bleibt Leder als Restprodukt übrig, und es sollte dann auch verwendet werden. Nichtsdestotrotz sollten auch ökologisch sinnvolle, alternative Materialien in Betracht gezogen werden.
Ein anderer Punkt ist die Kinderarbeit, welche in vielen Produkten steckt, darunter auch viele Produkte der Lederbranche. Bei unseren Eigenmarken haben wir die Kontrolle darüber, dass eben keine Kinderarbeit stattfindet. Das ist uns sehr wichtig. Noch ein Punkt ist der Gerbprozess. Hier braucht es überall funktionierende Kläranlagen und das nötige Know-how, damit der Einsatz von Chemie und umweltbelastender Auswirkungen minimiert wird. Mein Bruder ist gelernter Ledertechniker und überprüft regelmäßig die Lederfertigung, stößt Verbesserungen an und optimiert die Prozesse.
C02-Reduktion/Kompensation ist ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit. Jahn-Lederwaren macht seit 2011 bei der Schülerinitiative „Plant for the Planet“ mit. Hierbei wird für jede gekaufte Tasche eurer Eigenmarken Geld gespendet, welches zur Pflanzung von Bäumen verwendet wird. Wie ist es zu dieser Teilnahme gekommen, und wie viele Bäume konnten dank Jahn-Lederwaren schon gepflanzt werden?
Dirk: „Plant for the Planet“ ist eine fantastische Organisation. Als ich durch Zufall darauf aufmerksam wurde, habe ich mir gleich gedacht, die muss man unterstützen. Um nun aber nicht nur einmal als Unternehmen zu spenden und es dann wieder zu vergessen, habe ich das Spenden mit dem Erwerb der Taschen verknüpft. So entstand „Eine Tasche – ein Baum“. Und da sich nun schon einige Menschen für eine Tasche von Jahn-Lederwaren entschieden haben, konnten bis jetzt (Stand: Februar 2022) 17213 Bäume gepflanzt werden. Ich hoffe, es werden noch viele mehr.