Heute interviewe ich Sara, 22 Jahre jung, ursprünglich aus Niedersachen stammend und nun zum Lehramtsstudium an der Universität Kassel beheimatet. Inzwischen studiert Sara im 7. Semester Gymnasiallehramt für das Fach Französisch und im 1. Semester das Fach Geschichte.
Bereits während ihrer eigenen Schulzeit wusste Sara, dass sie einmal Lehrerin werden möchte:
“Ich wollte bereits seit der 8. Klasse Lehrerin werden. Dieser Wunsch kam daher, dass ich in der Schule tolle Lehrer hatte, die ich fast immer als Vorbild angesehen habe.” $PreviewBreak
Dabei macht ihrer Ansicht nach einen guten Lehrer unter anderem die “fachliche Kompetenz und Freude, Kinder und Jugendliche zu unterrichten, aber auch Fairness und Empathie aus”.
Sara ist auf Instagram als @franzoesich_mathe_lerhamt aktiv. Ihren Instagram-Account sieht sie als digitales Tagebuch:
“Ich schreibe bereits seit 10 Jahren Tagebuch und Instagram ist quasi ein digitales Tagebuch über mein Studium, das ich mit anderen Menschen teilen kann.”
Als Teil der Intalehrer-Community steht sie im ständigen Austausch mit anderen Lehramtsstudierenden und sieht klar die Vorteile in der Vernetzung über soziale Medien.
Ich spreche mit Sara über ihre Studienwahl, warum sie nun wieder im 1. Semester studiert, ihr ehrenamtliches Engagement und ihren schönsten Instagram-Moment.
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Liebe Sara, dein Instagram-Account heißt @franzoesich_mathe_lehramt - das sind aber nicht die Fächer, welche du aktuell studierst...
Ich studiere im 7. Semester Gymnasiallehramt für die Fächer Mathematik und Französisch und im 1. Semester das Fach Geschichte. Mein Stundenplan besteht dieses Semester allerdings nur aus Französisch, Geschichte und dem bildungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudium, weil ich in Mathe im Moment pausiere.
Du hast dein Studium mit der Fächerkombination Mathematik und Französisch begonnen und nun von Mathematik zu Geschichte gewechselt. Warum?
Das Mathestudium in der Uni ist wirklich sehr theoretisch und sehr weit weg von der Schulmathematik. Ich habe bisher zwar alle Klausuren bestanden und schon die Hälfte der Module abgeschlossen, aber leider die Lust daran verloren. Fast nichts von dem, was man (im fachwissenschaftlichen Teil des Studiums) lernt, kann auf die Schule angewandt werden, der Großteil der Vorlesungen findet gemeinsam mit den Mathe-Bachelor-Studenten statt. Außerdem war es in den vergangenen Semestern oft so, dass sich die Französisch- und die Matheveranstaltungen überschnitten haben, und ich deshalb in beiden Fächern nicht so schnell vorangekommen bin. Geschichte hingegen hat nur 7 Module (Französisch und Mathe 15) und ich glaube, dass man durch ein Geschichtsstudium sein Allgemeinwissen deutlich vergrößern kann. Die Sachen, die man dort lernt, erschienen mir für mein Leben wichtiger und sinnvoller zu sein, als „Orthonormalbasen in n-dimensionalen Untervektorräumen“, um ein Beispiel zu nennen. Deshalb studiere ich nun erstmal Französisch und Geschichte, so dass ich mein Staatsexamen in diesen beiden Fächern machen kann, und mache in Mathe nach meinem Referendariat eine Zusatzprüfung, um auch Mathe unterrichten zu können.
Ist der Wechsel von Studienfächern während des Studiums organisatorisch so einfach möglich?
In meinem Fall kann ich sagen: Ja.
Eigentlich ist natürlich auch das Geschichtsstudium (Gymnasiallehramt) auf 9 Semester ausgelegt - hierfür wird aber immer mitgerechnet, dass man zwei Fächer und das Kernstudium studiert. Dadurch, dass mir für das bildungs- und gesellschaftswissenschaftliche Kernstudium nur noch ein Modul und in Französisch nur noch sechs Seminare fehlen, habe ich viel Zeit, um die Geschichts-Veranstaltungen in meinem Stundenplan unterzubringen. Ich werde mein Studium trotzdem nicht in der Regelstudienzeit beenden.
Das liegt aber auch daran, dass sich bereits in den letzten Jahren die Veranstaltungen für Mathe und Französisch oft überschnitten haben und ich nicht immer nach dem Regelstudienplan studieren konnte. Außerdem musste man manchmal bis zu einem Jahr warten, dass eine Veranstaltung ein weiteres Mal angeboten wurde - dadurch kommt es natürlich auch zum Zeitverlust. Ich glaube aber, dass es sich in meinem Fall zeitlich nichts nehmen wird, die sieben Geschichtsmodule zu belegen oder die sieben verbleibenden Mathe-Module zu absolvieren.
Warum hast du dich für ein Studium an der Universität Kassel entschieden?
An der Uni Kassel kann man im Lehramtsstudium seine Fächer relativ frei kombinieren. Kunst und Musik ist dabei die einzige Kombination, die man (ohne ein Drittfach) nicht wählen kann. Da Mathe und Französisch eine eher ungewöhnliche Kombination ist, die sich in Kassel aber trotzdem realisieren lässt und ich auch aus Kassel komme, fiel die Wahl nicht schwer. Außerdem hat das Lehramtsstudium an der Uni Kassel einen sehr guten Ruf.
Hattest du während deiner eigenen Schulzeit einen Lieblingslehrer?
Es gab zwei Lehrer während meiner Schulzeit, die ich als meine „Lieblingslehrer“ bezeichnen würde.
Zum einen mein Tutor während der Oberstufe, bei dem ich Musik Leistungskurs und Mathe Grundkurs hatte, zum anderen mein Geschichts- und Religionslehrer (ebenfalls Oberstufe). Es gab allerdings während meiner gesamten Schulzeit keinen Lehrer, den ich überhaupt nicht mochte.
Was denkst du, macht einen guten Lehrer aus?
Ich denke dass es viele Faktoren gibt, die einen guten Lehrer ausmachen. Er sollte beispielsweise fachlich kompetent sein und Freude daran haben, Kinder und Jugendliche zu unterrichten. Aber auch Fairness und Gerechtigkeit spielen sicherlich eine genauso große Rolle wie Empathie oder Engagement.
Warum hast du dich für ein Lehramtsstudium entschieden?
Ich wollte bereits seit der 8. Klasse Lehrerin werden. Dieser Wunsch kam daher, dass ich in der Schule tolle Lehrer hatte, die ich fast immer als Vorbild angesehen habe. Später kam noch der Grund dazu, „irgendetwas mit Französisch“ machen zu wollen, um die Sprache nach der Schulzeit nicht zu verlernen, wie es leider oft der Fall ist. Französischlehrerin zu werden bot sich also sehr gut an, um die beiden Wünsche zu kombinieren.
Warst du dir jemals unsicher bei der Entscheidung auf Lehramt zu studieren?
Ja, aber erst nachdem ich das Studium begonnen habe. Gerade in den letzten Wochen, als eines meiner Familienmitglieder im Krankenhaus lag, kamen mir das Lernen von Französischer Sprachgeschichte und des Römischen Reiches sehr nutzlos vor. Ich hätte lieber gewusst was ich hätte tun können, um zu helfen. Die Zweifel tauchen bei mir immer dann auf wenn ich merke, dass mein „Wissen“, das ich aus der Uni mitbringe, mich in gewissen Situationen nicht weiterhilft - wie beispielsweise als ich den Notruf wählen musste, weil ich selbst nicht helfen konnte.
Du studierst Französisch für das Lehramt am Gymnasium. Hast du eine besondere Bindung an die Sprache / das Land?
Wenn mit der Frage gemeint ist, ob ich französische Wurzeln habe muss ich sie mit Nein beantworten. Die französische Sprache fand ich schon immer toll und wollte eigentlich nach der Grundschule ein Gymnasium besuchen, an dem man ab der 5. Klasse Französisch lernen konnte. Da ich aber nicht aus der Stadt Kassel, sondern aus dem Landkreis Göttingen komme und die Schule bereits ihre Plätze vergeben hatte konnte ich die Schule nicht besuchen. Ich bin deshalb auf ein anderes Gymnasium gegangen - und hatte Latein als erste Fremdsprache ab der 5. Klasse. Französisch konnte ich erst ab der 8. Klasse als Wahlpflichtfach belegen, weiß aber heute noch wie sehr ich auf diese Zeit hingefiebert habe. Ab da (und nach einigen Urlauben in Frankreich) sind mir Sprache und Land noch mehr ans Herz gewachsen.
Wie baut man im Alltag am Besten sein Sprachgefühl aus?
Vor allem in der heutigen Zeit würde ich sagen am Besten über digitale Medien. Ob man - so wie ich - über soziale Netzwerke Muttersprachler kennen lernt, miteinander schreibt oder spricht und sich anfreundet oder ob man Filme in einer anderen Sprache schaut - das alles fördert das Sprachgefühl. Man kann außerdem fremdsprachige Zeitungen lesen, Radio oder Podcasts hören (das hat uns unser Dozent empfohlen).
Hast du schon Sprachlern-Apps wie Babbel benutzt? Wenn ja, hältst du sie für sinnvoll, um eine Sprache zu lernen?
Ja. Ich glaube dass Sprachlern-Apps einen guten Grundstein für das Lernen einer neuen Sprache lernen. Da allerdings häufig nur der Wortschatz und Grammatik gelernt wird kann man die anderen Kompetenzen (Sprechen, Schreiben…) über diese Apps nicht gut erlernen. Ich glaube dass dafür ein Sprachkurs sinnvoller ist, der allerdings durch das Verwenden einer App unterstützt werden könnte.
Sind Apps und digitale Endgeräte ein Thema im Lehramtsstudium?
Es gibt Seminare, die sich speziell mit Apps und der Verwendung von digitalen Medien im Fremdsprachenunterricht beschäftigen. Die Seminare kann man allerdings frei wählen, d.h. nicht jeder wird sie am Ende seines Studiums zwingend belegt haben. Es gibt aber an der Uni auch weitere Angebote und Workshops, in denen man mehr über die Verwendung von (Sprachen-)Apps lernen kann.
Du nutzt selbst soziale Medien und bist auf Instagram aktiv. Warum?
Ich mag vor allem den Austausch mit anderen. Seien es Studierende, Lehrer oder Schüler, man bekommt ständig neuen Input. Ich habe angefangen Instagram auf diese Art und Weise zu nutzen, weil ich bereits seit 10 Jahren Tagebuch schreibe und Instagram quasi ein „digitales Tagebuch über mein Studium“ ist, das ich mit anderen Menschen teilen kann.
Was war dein schönstes Instagram-Erlebnis?
Ich weiß nicht, ob man die Antwort, die ich jetzt gebe, als „Instagram-Erlebnis“ bezeichnen kann: Über die Jahre hinweg sind drei Freundschaften entstanden, die ich nicht mehr missen möchte. Zunächst schrieb mich eine (inzwischen sehr gute) Freundin (und Kommilitonin) an, dass sie gleichzeitig mit mir in Kassel anfangen würde, Französisch zu studieren - so kam es vor über drei Jahren schon zur ersten „Uni-Freundschaft“, bevor das Studium überhaupt angefangen hatte.
Ein weiteres Mädchen schrieb mich ebenfalls vor über drei Jahren an und der Kontakt hält bis heute, sodass wir uns gegenseitig ständig alles erzählen und so schon WhatsApp-Sprachnachrichten in Überlänge entstanden sind! :D Und zu guter Letzt kann ich meinen Kontakt zu einer ganz lieben Französin nennen, mit der ich nun auch schon mehrere Jahre lang befreundet bin - und die mich beim Französisch lernen unterstützt, während ich ihr beim Deutsch lernen helfe.
Du engagierst dich in dem ehrenamtlichen Programm „Mentor“ und bist als Leselernhelfer unterwegs. Wie kam es dazu?
In den vorletzten Semesterferien musste ich nicht viele Hausarbeiten schreiben und die Klausuren lagen alle am Anfang der Ferien. Ich hatte deshalb sehr viel Freizeit und als dann auch die Tanzschule, in der ich 6x die Woche war, in die Sommerpause ging, fehlte mir eine Aufgabe. Ich habe deshalb sehr viel gegoogelt, in welcher Hinsicht man sich ehrenamtlich beschäftigen kann und bin daraufhin auf „Mentor“ gestoßen.
Was sind die Ziele von „Mentor“?
„Mentor“ ist dafür da, dass Kinder (vor allem in Grundschulen) eine 1:1 Betreuung erhalten, um das Lesen zu üben. Man trifft sich einmal die Woche für eine Schulstunde mit „seinem“ Lesekind und man schaut sich gemeinsam ein Buch an, liest den Kindern vor und lässt die Kinder selbst lesen, damit sie sicherer werden.
Ist das dein erstes ehrenamtliches Engagement?
Nein, ich helfe jährlich (seit mittlerweile 10 Jahren) beim Kassel Marathon und beim Kasseler Berglauf. Auch das nächste ehrenamtliche Projekt steht schon in den Startlöchern, beginnen wird es vermutlich im November oder Dezember - seid gespannt und schaut dann gerne bei Instagram vorbei, ich werde definitiv davon berichten. :)
Kommen wir zurück zu deinem Studium. Wie sieht dein typischer Studientag aus? Wie viel Zeitaufwand benötigt das Studium und wie gliedern sich deine Studienaktivitäten?
Dieses Semester habe ich mit 34 Wochenstunden Uni-Veranstaltungen einen sehr vollen Stundenplan. Das liegt aber auch daran, dass ich zwei weitere Zertifikate machen möchte (Italicum und BIKA - Bilingual Kassel). Dienstags und Mittwochs bin ich deshalb zwischen 10 und 12 Stunden in der Uni. An diesen Tagen bleibt nicht viel Zeit zum Vorbereiten oder Nacharbeiten - Freitags habe ich dafür frei und kann den Tag zum Selbststudium nutzen. Einen „typischen Studientag“ gibt es bei mir daher nicht.
Was sind deine 5 unverzichtbaren Dinge, die du täglich während des Studiums benötigst und in deiner Tasche mit dir trägst?
Meinen Laptop, meinen Kalender, Kopfhörer, eine Powerbank und ein Notizbuch.
Gibt es etwas, dass du angehenden Lehramtsstudenten auf ihren Weg mitgeben willst?
Ihr habt euch für einen tollen Beruf und ein tolles Studium entschieden. Auch wenn beides, sowohl Studium als auch der Job, manchmal hart sein kann, denkt immer daran warum ihr euch für genau diesen Beruf entschieden habt.
Liebe Sara, wir bedanken uns vielmals für dieses Interview.
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